Lösung des SZ-Rätselrennens 2000
Irrungen und Wirrungen - die Frage 28
Nicht schon wieder die Titanic
Die Frage war eigentlich gar nicht schwer. Ein Schiff war gesucht, Name endet mit ...ic. An einem 14. soll es gesunken sein - oder war es nur leckgeschlagen? "Ist doch einfach ... natürlich die Titanic" mag man sich gedacht haben, aber woher kommen die roten Streifen am Schornstein? Und überhaupt ... die Titanic hatte doch gleich vier Schorsteine! Und wer zum Teufel war oder ist dieser Tony?
Die Frage 28 jedenfalls stürzte die Gemeinde der Rätselrenner in die tiefste Schaffenskrise seit Beginn des Rätselrennens (OK, ganz so schlimm war's auch wieder nicht ...), schließlich dürfte es die erste Frage überhaupt gewesen sein, die von niemandem in der vorgegebenen Zeit gelöst werden konnte. Grund genug, all den Irrwegen, Sackgassen, Rechercheabfällen und sonstigen Kuriositäten eine eigene Seite zu widmen.
Die Schwesternschiffe - Olympic und Britanic
Wenn schon nicht die Titanic des Rätsels Lösung sein sollte, dann vielleicht wenigstens eines ihrer beiden Schwesternschiffe? Schließlich konnte die Monitoraufschrift "Drei-Sterne-Schiff" mit genügend Phantasie schon als Hinweis auf die drei Schwesternschiffe der White Star Line gedeutet werden. Die Britanic sank jedoch an einem 21. November, kam also nicht in Frage. Interessanter war da schon die Olympic, die am 15.May 1934 mit der Nantucket zusammengestossen war. Genauer gesagt hatte der Ozeanriese das viel kleinere Leuchtschiff glatt überrollt. Gab es vielleicht Spitzfindigkeiten bzgl. des Datums zu entdecken, daß so knapp daneben lag? Ließ sich der Aufgabentext so interpretieren, daß vielleicht das Sinken der Nantucket beschrieben war? Fragen, die leider ins nirgendwo führten, obwohl die Olympic einst sogar rote Streifen an den Schornsteinen hatte.
Die Carnatic
Carnatic heißt das Schiff, auf dem Jules Verne einen Teil der "Reise um die Welt in 80 Tagen" geschehen läßt. Doch hat die Carnatic auch ein reales Vorbild. Sein Waterloo erlebte diese im September 1869. Die Quellen sind etwas widersprüchlich aber die Carnatic scheint am 13.September 1869 auf ein Riff aufgelaufen und leckgeschlagen zu sein. Im Unwetter des folgenden Tages soll die Carnatic dann zerbrochen und gesunken sein. Wegen der geringen Tiefe des Roten Meers an dieser Stelle stellt die Carnatic heute ein beliebtes Ziel für Wracktaucher dar. Mit Tony Backhurst Scuba diving fand sich sogar ein halbwegs passender Tony, aber so richtig überzeugt hat die Carnatic dann letztendlich doch nicht ...
Nichtsdestotrotz erwies sich das C am Anfang ihres Namens als siegbringend!
Die Georgic
Am 14.Juli 1941 wurde die Georgic, ein Schiff der legendären White Star Line bei einem Luftangriff auf Port Tewfik von einem deutschen Flugzeug bombardiert und versenkt. Das schwer beschädigte Schiff konnte jedoch später gehoben und wieder repariert werden. Bis Dezember 1944 dauerten die Reparaturen, nach denen nur einer der drei Schorsteine der Georgic übrig geblieben war. 1956 wurde die Georgic verschrottet, sie war das letzte Schiff, das für die White Star Line gebaut wurde.
Die Hanseatic
Deutlich weniger stark verwischt waren die Spuren, die in Richtung der Hanseatic führten. Die wiederholten Havarien in den letzten Jahren hatten das Schiff zwar nicht zu einer Berühmheit gemacht, aber immerhin in die Schlagzeilen gebracht. In der Nacht zum 14.Juli 1997 war das Schiff vor Spitzbergen auf Grund gelaufen. Allerdings war das Schiff nicht leckgeschlagen und von sinken konnte gar keine Rede sein.
Die Maxim Gorki alias Hanseatic
Der Name Hanseatic führte jedoch zu einem weiteren Bewerber. Immerhin für 10 Tage hatte nämlich die Maxim Gorki den Namen Hanseatic inne. Auch mit zwei roten Streifen am Kamin kann sie dienen. Als Neckermann-Flaggschiff und Filmdouble der Britanic in "18 Stunden bis zur Ewigkeit" hat sie sich auch einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben. Als Tony hätte sich, wie für die aktuelle Hanseatic, der Hapag-Lloyd-Geschäftsführer Tony Böhmer verwenden lassen. Genug um sich als Kandidat zu qualifizieren? Im Juni 1989 rammte die Maxim Gorki einen Eisberg und schlug Leck. Leider war es nicht der 14. sondern der 20. des Monats.
Wer war Tony ?
Nicht wenige versuchten, zuerst mal zu ergründen, wer denn Tony sei und über seine Fährte dem mysteriösen Dampfer auf die Spur zu kommen. Leider mit mäßigem Erfolg:
Wolfgang Völz
Manche glaubten in der abgebildeten Person Wolfgang Völz zu erkennen. Als deutscher Synchronsprecher von Käptn Iglo und Käptn Blaubär ergaben sich gleich zwei interessante (weil abstruse) Spuren. Der Name "Tony" ließ sich aus der Serie "Raumpatrouille Orion" begründen, in der Wolfgang Völz den Leutnant Mario de Monti (Spitzname Toni) spielte. Ob Wolfgang Völz in einem seiner zwei Bücher eine Bemerkung über das gesuchte Schiff fallen ließ, konnte allerdings nicht eruiert werden.
Tony Aspler
Ein heisser Kandidat war auch Tony Aspler, der das Tony-Zitat in seinem 1989 erschienenen Roman "Titanic" hätte liefern können. Wäre nicht leicht herauszufinden gewesen, denn das besagte Buch ist vergriffen ...
Blümchen am Wegesrand
Je umfassender die Recherche, desto wahrscheinlicher findet man mehr und weniger interessante Informationen, die man ursprünglich gar nicht gesucht hat:
- Über das Grab des namenlosen Titanic-Passagiers mit der Nummer 241 dürften wirklich die allermeisten gestolpert sein.
- Für die nächste Suche nach einem Schiffsunfall sollte man diese Liste von Schiffsunfällen im Gedächtnis behalten.
- Einige philosophische Gedanken über die Sicherheit von Schiffen und den Risikofaktor Mensch findet man in einem Artikel im Abendblatt.
- Am 14.8.1967 nahte das Ende für das Schiff Galaxy, Stützpunkt für diverse Piratensender. Allerdings sank es nicht, sondern musste lediglich seinen Betrieb einstellen. Daß der berühmteste DJ, der von dort sendete, Tony Blackburn hieß, vermag in diesem Zusammenhang nicht zu überraschen ...