Langenscheidts Goldwörterbuch
- ein Wörterbuch, das Gold wert war -
Im Januar 1994 starteten MZ und CUS im Goldwörterbuch des Langenscheidt-Verlags ihre erste bundesweite Schatzjagd. Im Goldwörterbuch waren 22 reguläre Stichwörter durch durchwegs recht harte Rätselnüsse ersetzt worden. Bis zum 17. Oktober 1994 dauerte es damals, bis zwei Computerfachleute aus Wiesbaden den Schatz gehoben hatten - Beweis genug für den hohen Schwierigkeit des damaligen Rätsels.
Zwar ist schon geraume Zeit seit dem Abschluß der Schatzsuche ins Land gegangen. Da aber einige klassische Rätselrennen-Themen in den damaligen Fragen auftauchten, möchte ich zumindest einige der Lösungen kommentieren und ein paar Weblinks beisteuern. Wer darüber hinaus interessantes zum Langenscheidt-Rätsel liefern kann, soll sich doch bitte unter nogri@dasraetsel.de bei mir melden.
Seite 36 : Alcatraz
Die erste Frage des Langenscheidt-Rätsel widmete sich dem legendären Insel-Gefängnis Alcatraz. Oft genug wurde in den Rätselrennen darauf angespielt, speziell, wenn einem CUS mal wieder die Golden Gate Bridge in San Francisco nahe legen wollte. In dieser Frage waren von einigen bekannten Fluchtversuchen die Namen der Häftlinge aufgeführt:
- Joseph Bowers wurde am 27. April 1936 bei dem Versuch über einen Wachzaun zu klettern erschossen.
- Arthur "Doc" Barker versuchte am 13. Januar 1939 mit vier Komplizen, nachdem sie die Gitterstäbe ihrer Zellen durchgesägt hatten, zum Wasser zu gelangen. Barker wurde bei dem Fluchtversuch tötlich verwundet, seine Komplizen festgenommen.
- James Boarman schaffte es, nachdem er mit drei Komplizen aus dem Arbeitsbereich ausgebrochen war, sogar bis ins Wasser, wurde aber ebenfalls auf der Flucht erschossen. Sein Kollege Hamilton konnte sich immerhin zwei Tage in einer Höhle versteckt halten, bevor er gefasst wurde.
- John Giles hatte sich nach achtjähriger Sammelarbeit im Juli 1945 eine komplette Armeeuniform ergaunert. Er konnte sich unter einen Trupp Soldaten mischen, der zum Festland zurückkehren sollte, flog aber beim routinemäßigen Durchzählen auf.
- Clyde Johnson und Aaron Burgett konnten am 29. September 1958 bei der Müllentsorgung einen Wachmann überwältigen und schafften es bis zum vermeintlich rettenden Wasser. Johnson wurde nach zwei Stunden noch auf den Klippen von Alcatraz aufgegriffen. Burgett galt 13 Tage lang als vermisst, bevor seine Leiche in der San Francisco Bay gefunden wurde.
- Carl Parker und John Paul Scott unternahmen am 4. Dezember 1962 den letzten Fluchtversuch von Alcatraz. Aus Handschuhen hatten sie aufblasbare Auftriebskörper hergestellt. Trotzdem musste Parker aufgeben und kehrte freiwillig zurück. Scott schaffte es bis zum rettenden Ufer, wurde aber in der Nähe der Golden Gate Bridge gestellt - noch im Wasser und zu erschöpft, sich die Klippen hochzuziehen.
Den berühmtesten, weil vielleicht einzigen erfolgreichen, Fluchtversuch unternahm am 11. Juni 1962 Frank Morris zusammen mit dem Brüderpaar Clarence und John Anglin. Nachdem sie sich durch die Rückwände ihrer Zellen gegraben hatten, konnten sie durch das Ventilations- und Versorgungssystem über das Dach des Zellenblocks ins Freie gelangen. Mit aus Regenmänteln improvisierten Schwimmwesten und einem Floss stürzten sie sich in die San Francisco Bay. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur.
Seite 164 : Schlachthof
Diese Frage war seinerzeit mit dem Wörterbuch selbst zu lösen. Ein Blick auf die erste Seite (englische Wörter, beginnend mit A) genügte. Zwischen Schlachthaus (abattoir) und Äbtissin (abbess) befand sich dort der (Schlacht)-hof.
Seite 195 : Take the next
In dem abgebildeten Schema waren die Zahlen durch die Kürzel derjenigen chemischen Elemente zu ersetzen, die die entsprechende Ordnungszahl im Periodensystem der Elemente aufweisen. Nach dem Weglassen der durchgestrichenen Vokale ergab sich die Anweisung "Take the next" (womit später in der Schatzsuche der nächste Zug gemeint war).
Seite 242 : ???
In dieser Frage tauchte wohl zum ersten Mal das Motiv der unlösbaren Frage auf. "Wie viele Schritte machte Neil Armstrong auf dem Mond?" war ebenso unbeantwortbar, wie die Fragen nach dem genauen Geburtsdatum Jesu Christi oder der genauen Zahl der Titanic-Opfer aus den regulären Rätselrennen.
Seite 269 : Donald Duck
Im Rätselrennen von 1991 waren noch Rip, Rap und Rup, die drei Neffen von Donald Duck gesucht. Mancher wird einwenden, die Namen der drei seien Tick, Trick und Track, doch galt dies noch nicht für den allerersten Auftritt der drei im Mickey Mouse Heft. Im Langenscheidt-Rätsel war die Fragestellung zu den Donald-Duck-Comics einen Tick einfacher: es waren "nur" die Originalnamen sowie deren deutsche Übersetzung gegenübergestellt. Dennoch dürfte die Frage so ganz ohne bildliche Unterstützung ein harter Brocken gewesen sein. Der gesuchte Comic mit der Geschichte des Piraten Raffaelo Rapallo erschien damals übrigens erst während der Schatzsuche.
Seite 312 :
Wann folgt auf einen 4. Juli wieder ein 4. Juli? In Samoa geschah dies 1892, weil die internationale Datumsgrenze verschoben wurde.
Seite 394 : Elizabeth II.
Diese Frage hatte die Offizierskarriere von Queen Elisabeth II. zum Thema.
Seite 559 : SOS
SOS ist der Begriff, den man auf Deutsch und Englisch, vorwärts und rückwärts und sogar um 180 Grad gedreht lesen kann.
Seite 600 : James Robert Leavelle
J.R. Leavelle war einer der beiden Polizisten, die Lee Harvey Oswald an Handschellen aus dem Polizeigebäde hinausführten, als Oswald von Jack Ruby erschossen wurde. Ein Bildausschnitt dieser Szene war ebenfalls schon einmal im Rätselrennen von 1991 aufgetaucht. Als Ausgangspunkt einer kleinen Zeitreise führte er zur Gesamtlösung des damaligen Rätsels - zur Mona Lisa.
Seite 635 : Five
Zero, One, Two, Three, Four, Five, Six, Seven, Eight, Nine, Ten!
Seite 679 : Miss Sophie
Diese Frage war wohl die größte Gemeinheit des Langenscheidt-Rätsels. Woher bitte sollte man mitten im Jahr Freddy Frintons Sketch Dinner for one auftreiben, um den im Fragetext beschriebenen Landsitz von Miss Sophie ordentlich zu identifizieren? So manch Rätsler dürfte sich damals gehörig in seinem Allerwertesten verbissen haben ob der Tatsache, den Dauerbrenner an Sylvester nicht auf Video aufgenommen zu haben ...
Seite 779 : New York
Kein Rätsel ohne Titanic? Naja, eigentlich schon, denn in dieser Frage war nicht unser Lieblingsdampfer gesucht, sondern der Untergang der Titan. Den beschrieb bereits 1898 Morgan Robertson in seinem Buch Futility (auch "The wreck of the Titan"). Nach dem Titanic-Hype der letzten Jahre ist dieses Buch deutlich im Bekanntheitsgrad gestiegen, damals allerdings dürfte es nur eingefleischten Titanic-Fans bekannt gewesen sein.
Seite 892 : Zürich
In den gebräuchlichen internationalen phonetischen Alphabeten wird der Buchstabe 'Z' als "Zebra", "Zürich" oder "Zulu" gesprochen. Gesucht war demnach "Zürich".
Seite 910 : Georg Friedrich Händel
Georg Friedrich Händel (in England "George Frideric Handel" geschrieben) musste in diesem Jahr "Schwerstarbeit" verrichten. Im Langenscheidt-Rätsel wurde er Opfer des Wortspiels, daß Piraten vom Handel leben und ordentliche Händel lieben. Im großen Rätselrennen war er zusammen mit seinem Alter Ego Friedrich Willhelm Herschel die Lösung zu einer der Fragen.
Seite 926 :
Der gewaltigste Bartwuchs aller Zeiten manifestiert sich in einer US-Briefmarkenserie von 1893. Die 1-Cent-Marke zeigt Kolumbus glattrasiert, als der Ausguck "Land in Sicht" meldet:
Auf der 2-Cent-Marke, die den Landgang zeigt, ist Kolumbus bereits Vollbartträger:
Natürlich gibt es genügend Briefmarken von Kolumbus, um damit ein zweites Rätsel gestalten zu können: das Rätselrennen von 1994 thematisierte die fortschrittliche Ausrüstung des Entdeckers. Wie man auf einer 1903 in St.Kitts-Nevis erschienenen Briefmarke erkennt, stand ihm bereits 1492 ein Fernrohr zur Verfügung - auch wenn letzteres erst im 17.Jahrhundert erfunden wurde ...
Für keine der beiden Fragen musste man jedoch allzu fundierte Briefmarkenkenntnisse besitzen: beide Kuriositäten sind im "Was ist was?"-Band "Briefmarken" aufgeführt.
Seite 1092 : Alaska
Diese Frage wurde allerspätestens in der Stern-TV-Sendung zum GEO-Millennium-Rätsel aufgelöst: der östliche (ebenso der nördlichste und westlichste) Bundesstaat der USA ist Alaska!
Seite 1106 : Die zwei Cousinen
Gesucht war der legendäre Loriot-Krimi "Die zwei Cousinen".
Seite 1171 : 80 Cent
Nach dieser Aufgabe weiß man zum einen, daß Bill und Hillary 10 Cent pro Buchstaben abdrücken und zum zweiten, daß es in den USA keine Coke light gibt. Die heißt dort nämlich Diet Coke und kostet 80 Cent (zumindest im Langenscheidt-Rätsel).
Seite 1186 : Margate City
Oriental-, Vermont-, Connecticut-, Virginia-, NewYork- und Kentucky-Avenue
finden sich ebenso wie Marvin Gardens auf dem
Original-Monopoly-Spielplan.
Gefragt war in diesem Rätsel nach Marven Gardens, die - wie
alle anderen Straßen - in Atlantic City, dem Vorbild für das
Monopoly-Brett, zu finden hätte sein sollen. Ausgerechnet Marven
Gardens liegt aber im benachbarten Margate City.
Der Boardwalk, der im Monopoly der deutschen Schloßalle entspricht,
wurde übrigens 1998 zur Station des Rätselrennens.
Seite 1230 : 9 Uhr 53
Gegeben war folgende Zeichenkette:
"ESBCZ YBF Z PJ WBUZSX CUJ BEUVF DQCF IDHNLVD"
Durch eine Transposition der Buchstaben (1. Buchstabe um 1, 2. Buchstabe
um 2, usw.) erhielt man folgende Anweisung:
"FUEGE EIN I ZU IOIOIO UND WARTE DREI MINUTEN"
Mit etwas graphischem Vorstellungsvermögen gewinnt man aus dem "IOIOIO"
mit dem zusätzlichen I ein "10 TO 10" und kommt auf die Uhrzeit 9:53
(wichtig für die Schatzsuche, speziell um den nächsten Zug zu ermitteln,
den man laut der Frage auf Seite 195 besteigen sollte).
Seite 1237 :
Eine wesentliche Längenangabe der Schatzkarte (die Entfernung des vergrabenen Schatzes von einm Hochsitz) wurde mit 'X' bezeichnet. Im Wörterbuch findet man unter 'X' nur die Redewendung "ein X für ein U vormachen". Demzufolge gibt diese Frage unter den Stichwort 'U' die gewünschte Längenangabe. Gerüchten zufolge stürzte diese Frage (und v.a. ihre Lösung) einige Rätsler in tiefe seelische Krisen ...
Seite 1314 : William Blake
Die klassische "Aller Anfang ist schwer"-Frage hatte sich im Langenscheidt-Rätsel ans Ende verirrt. Die beiden Rivalen waren Jim Morrison mit dem von ihm verfassten Doors-Song End of the night und William Blake's Gedicht Auguries of Innocence, das sich Jim Morrison offensichtlich für seinen Song ausgeliehen hatte. Allerdings mit einer klitzekleinen Textänderung, daher war William Blake richtig.
Zur Schatzkarte :
Die damalige Schatzsuche wurde durch einige zweifelhafte Umstände überschattet. Infolge eines TV-Autrittes von MZ&CUS bei Schreinemakers wurde der ungefähre Lageort des Schatzes - die Umgebung des Ortes Langenscheid - frühzeitig bekannt (als Ursachen dafür sind eine auskunftsfreudige Sekretärin, ein Hubschrauberflug, ein verräterrischer Ortsname sowie ein zu großzügig gewählter Bildausschnitt überliefert.).
Die Legende erzählt, daß damals so mancher Glücksritter auszog, um sein Glück im Goldrausch von Langenscheid zu finden, doch die Fragen waren offenbar derart angelegt, daß weder Techniken des reverse-engineering noch großangelegte Grabungen zum Erfolg führten.
Dies hatte zwar zur Folge, daß der Schatz schlußendlich einem würdigen Sieger zuteil wurde, der Wald um Langenscheid jedoch einige Monate lang unter wilden Ausgrabungen zu leiden hatte ...